Gesamtansicht.-----.Tanzaufführungen, nautch (Sanskrit: nrtya), gehörten bis ins 19. Jahrhundert, zu den Standardmethoden, mit denen man sein Publikum - indisch oder europäisch - unterhielt. Die Tradition, Tänzerinnen auszubilden und anzustellen, wurde vor allem an den islamischen Höfen des Nordens gepflegt. Dort nannte man diese Tanzdarbietungen katthak. Aber auch die Hindus pflegten den Tanz. Stärker als bei Muslimen war dieser bei den Hindus Teil der religiösen Praxis. Schließlich galt Shiva, in seiner Erscheinung als Nataraj, als der Erfinder des Tanzes. Die größten Tanzfeste, nautch, fanden zu Ehren der Göttin Durga statt. Die Trennung zwischen religiösen und gesellschaftlichen Tanzanlässen war bei den Hindus nie sehr ausgeprägt. Im späten 19. Jahrhundert, als englische Lieder mit in die nautch-Aufführungen einbezogen wurden, kam es zum Niedergang dieser Kultur. Dazu beigetragen hat auch die immer stärker werdende Präsenz englischer Frauen in der Kolonie, die es nicht besonders gern sahen, dass sich ihre Männer am (oft erotischen) Tanz junger Inderinnen erfreuten. Auf unserem Bild wird die Tänzerin von vier Musikern begleitet: zwei Dudelsackspielern, einem Tabla- und einem Zimbel-Spieler. (Werner Kraus)