Einzelblatt aus der Folge der "Großen Passion"..In Dürers Werk gehört die Passion Christi zu den wichtigsten Bildthemen. Dessen Leiden ist Gegenstand vieler Einzelblätter, aber auch Bildfolgen. Die Passion ist ein Thema, das Dürer über Jahrzehnte hin beschäftigte und zum Entstehen von insgesamt fünf Zyklen und der Planung einer letzten Folge mit ersten Entwürfen geführt hat. An ihnen wird der Einfluss der geistigen Strömungen seiner Zeit auf die Kunst und den Künstler erkennbar. Und nicht zuletzt spiegeln sie die religiöse Grundposition Dürers wider. Von den 12 Blättern der "Großen Passion" sind sieben bereits zwischen 1496 und 1498 entstanden. Der erste Druck der monumentalen Holzschnittfolge erschien undatiert vor 1511. Das Blatt "Christus in der Vorhölle" schuf Dürer 1510. Die Höllenfahrt Christi geht dabei nicht auf das Neue Testament zurück, sondern auf das apokryphe Nicodemus-Evangelium. Durch die "Legenda aurea" fand diese Geschichte im späten Mittelalter weite Verbreitung. Christus, der nach seinem Tod in die Vorhölle hinabsteigt, befreit die Seelen der Erzväter, Adam und Evas, des guten Schächers Dismas sowie Johannes des Täufers. Dürer stellt den Erlöser kniend vor dem Zugang zur Hölle dar. Mit seinem ausgestreckten Arm hilft er einem Wartenden, der hinter Johannes dem Täufer zu sehen ist, aus den Höllenqualen. Aus einer rechteckigen Öffnung über dem Bogen zeigt sich der Teufel in Gestalt eines hässlichen Fabeltieres mit einem harpunenähnlichen Widerhakenspieß in der rechten Klaue. Mit Hell und Dunkel in weich fließenden und - wenn es geraten scheint - auch schroffen Übergängen gelingt es Dürer, die Dramatik des Geschehens zu betonen. Bemerkenswert ist auch, dass er nur eine geringe Zahl von Gestalten in die Bildkomposition einbezieht, diese aber mit den erwähnten Mitteln besonders plastisch herausarbeitet. Das Blatt aus der "Großen Passion" zeigt Dürers Bemühen, deutlich jene gestalterischen Möglichkeiten zur Ge