Der Sohn des Hofmalers Johann Christoph Morgenstern (1697-1767) schuf mit dem Gemälde "Rudolstadt von Westen" eines der schönsten Prospekte der Stadt und seiner Umgebung. Der durch große Laubbäume gerahmte Bildausschnitt zeigt eine weit in die Tiefe gestaffelte Saalelandschaft, die sich im Vordergrund durch einen kulissenhaften Aufbau auszeichnet. Bei der Komposition des Bildes nutzt Morgenstern Repoussoirs, um den Blick des Betrachters in die Tiefe des Prospektes zu führen. Während ein Sitzender, mit roter Weste und umgehängter Tasche, in die Landschaft schaut, gehen die in dem hügeligen Gelände dargestellten Staffagefiguren ihren täglichen Arbeitsverrichtungen nach. Blickpunkt ist die über der Stadt liegende Heidecksburg, an deren Fuß sich die beschaulich anmutende Stadtanlage ausdehnt. Rechts davon schlängelt sich die Saale durch das breite, von Bergen gesäumte Tal. Viele Einzelheiten zeigen, dass der Maler an einer exakten topographischen Wiedergabe interessiert war. Neben der heute verschwundenen Saaleinsel ist das der Stadt gegenüberliegende Dörfchen Cumbach mit Dorfkirche und fürstlicher Orangerie zu sehen. Im Dunst am Horizont taucht das Dorf Kirchhasel auf. Selbst einzelne Gebäude, wie der oberhalb des Schlosses gelegene Jägerhof und der westlich der Stadt liegende Ketelhodtsche Skulpturengarten mit dem dazugehörigen Anwesen, finden Morgensterns Beachtung. Besondere Aufmerksamkeit widmete er jedoch der Darstellung des Residenzschlosses Heidecksburg. Dessen Westflügel war nach der Brandkatastrophe von 1735 durch Johann Christoph Knöffel wieder aufgebaut worden. Der gemalte Prospekt erfasst einen in Veränderung befindlichen Naturraum, den Morgenstern komplex darstellt. Darüber hinaus besaßen derartige Gemälde für den Auftraggeber eine große symbolische Bedeutung, da sie das landesherrliche Territorium zur Schau stellten und damit fürstliche Macht sinnlich erlebbar machten. [Lutz Unbehaun]..signiert und datiert am rechten unteren B