Im Frühjahr 1949 stieß man bei Feldarbeiten in der nördlichen Flur von Gotha auf ein Kruzifixus aus Bronze. Ende Mai erfuhr der Gothaer Bodendenkmalpfleger Hermann Kaufmann von dem Fund und besichtigte ihn. Vom Finder wurde das Stück zur weiteren Begutachtung nach Berlin gebracht und dort verkauft. Nach Einschaltung der Landesstelle für Vor- und Frühgeschichte Weimar, verbunden mit Strafandrohung, gelangte das Kruzifixus in die Urgeschichtssammlung des Gothaer Museums. Die Fundstelle des Kruzifixus liegt in der Flur der Wüstung Ostheim, einem Dorf nördlich von Gotha, das 1151 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Im Zusammenhang mit dem Grundbesitz verschiedener Klöster wurde der Ort im 12. bis Mitte des 13. Jahrhunderts mehrmals genannt. Im Verlaufe des 13. und 14. Jahrhunderts war der Ort jedoch schon in der Stadt Gotha aufgegangen. Die Pfarrkirche von Ostheim, 1191 erstmals genannt, bestand noch bis in das 16. Jahrhundert als Ruine. Die Lokalisierung der Wüstung Ostheim ist heute nur noch in Ansätzen möglich, da das Gebiet durch Sandgruben und Industrieanlagen überformt wurde. Das Kruzifixus wurde an der Grenze zum benachbarten Ort Remstädt gefunden, damit ca. 1,8 bis 2 km nordwestlich der alten Ortslage. Ein Zusammenhang mit der mittelalterlichen Siedlung muss also nicht zwingend bestehen, doch belegt die Geschichte weiterer Dorfwüstungen im heutigen Stadtgebiet von Gotha eine dichte Besiedlung der Region im 12. Jahrhundert...Das Fragment aus Bronze oder Gelbguss hat eine Höhe von 12,8 cm. Die Oberfläche ist durch die Lagerung im Boden stark korrodiert und an wenigen Stellen, vermutlich durch den Finder, mit einer Feile geglättet. Dennoch sind noch Reste einer Vergoldung zu erkennen. Die hohl gegossene Rückseite ist von der Schulter bis zum Saum des Lendentuches offen und schließt mit horizontalem Steg ab. Der schlanke Körper ist axial dargestellt, der Kopf gewendet und zur rechten Schulter geneigt. Die hervortretenden Augen sind geschlossen.