Das Gemälde aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zeigt den Theologen Matthias Flacius Illyricus (1520-1575) in leichter Drehung nach rechts und mit aus dem Bild in die Ferne gerichtetem Blick. Er ist bekleidet mit einem schwarzen Mantel, aus dem der rüschenbesetzte Kragen seines weißen Hemds hervorschaut. In seiner Rechten hält er ein Buch mit verziertem Einband. Ebenso wie das über einer Kappe gesetzte schwarze Barett, scheint die Kleidung des Gelehrten fast mit dem dunklen Hintergrund zu verschmelzen, so dass neben den dünnen Bändern vor allem das Gesicht und seine die Bibel haltende Hand sichtbar sind. Diese Darstellung des Theologen im Typus des Gürtelstücks steht am Anfang der Reihe von Jenaer Professorenbildnissen, die sich durch die Rücknahme des Bildraums und eine Betonung des Porträtierten auszeichnen. Statt eines individualisierten Bildes entsteht ein bestimmter Typus des Gelehrten, der sich in die Gesamtheit der Lehrenden einfügt. Dennoch war es gerade Matthias Flacius, der nur schwer gewillt war, sich in die Lehrgemeinschaft einzupassen. Vielmehr zeichnete er sich als äußerst streitbarer Reformator aus, der vehement die Ansichten seines Lehrers Martin Luther gegen andere reformatorische Strömungen der Zeit vertrat, was ihm schließlich den Verlust seiner Professur einbrachte. Die Streitbarkeit des Lutheraners hat man in der Physiognomie des Jenaer Bildnisses wiedererkennen wollen: So sollen die dünne, gebogene Nase und die aufeinander gepressten Lippen Abbild einer im Kampf für die streng lutherische Theologie an den Tag gelegten Unerbittlichkeit sein. Wohl in der Zeit seiner Professur entstanden, fand das Gemälde zwar Eingang in den ‚Professoralen Bildkörper‘, wurde aber aufgrund der zwiespältigen Natur des Porträtierten nicht zusammen mit den übrigen Bildnissen der Theologischen Fakultät präsentiert. [Babett Forster]
Inschrift: "MATHIAS FLACIUS THEOLOGUS ILLYRICUS NATUS 3 MARTII 1520 OBIIT FRANCOF: AD MOENUM 11 MART: 1575". Restauriert: 1908 von K. Kennlein, Weimar und 1978 von A. Möller, Erfurt.