Die Großplastiken aus der Zeit um 1920, die in der Aeltesten Volkstedter Porzellanfabrik AG ausgeformt wurden, bilden einen Höhepunkt im Schaffen des Thüringer Porzellankünstlers Hugo Meisel. Zusammen mit Arthur Storch (1870-1947) erhielt Hugo Meisel 1921 für die Mitarbeit bei der Ausgestaltung des Messehauses "Porzellan-Palais" Leipzig große Anerkennung. Beide Künstler schufen zu diesem Zweck 1919-1921 um die 20 Modelle an phantasievollen Großplastiken, wie sie bisher nur aus der Meißner Kändler-Zeit bekannt waren. Weiterhin entwarfen die Innenarchitekten Prof. Hans Poelzig (1869-1936) und Gustav Partz (1883-1957) verschiedene bis zu 2,50 m hohe Beleuchtungskörper aus Porzellan, die ebenfalls die Räume des Palais schmückten. Dem 1921 veröffentlichten Presseartikel nach zu urteilen, war dieses Messehaus mit den Porzellanen aus Thüringen die Sensation, so heißt es "... strahlt das Treppenhaus in hellen Farben, belebt durch große künstlerische Porzellan-Tierfiguren und Kandelaber, Erzeugnisse der Aeltesten Volkstedter Porzellanmanufaktur ...". Diese als Gartenplastiken angebotenen Modelle wurden vermutlich nur in fünf Exemplaren ausgeformt, manche Stücke als Variante sparsam staffiert. Die Fabeltiere "Gute Zeiten" (Spott) und "Schlechte Zeiten" (Untergang) standen am Eingang zum ersten Stockwerk. Die Tierfigur "Schlechte Zeiten" sitzt auf einem mit Ornamenten verziertem Sockel, die Hinterbeine übereinander geschlagen, den Oberkörper hoch aufgerichtet, sich mit dem Schwanz selbst erwürgend, ist der Kopf nach rechts oben gerichtet, Brust und Unterkörper sind behaart. Von 1952 bis 1958 war Hugo Meisel Direktor der damaligen Staatlichen Museen Heidecksburg, und dieses Modell gehört zu einem umfangreichen Nachlaß, der nach seinem Tod als Schenkung in die Bestände des Museums einging. [Jeanette Lauterbach]
Mod.Nr. V 9532, an der Sockelrückseite FG Spiegelmarke mit Krone, blau unter der Glasur, und Signatur "HM"