In seinen berühmten Künstlerviten von 1568 beschreibt Giorgio Vasari, Begründer der italienischen Kunstgeschichtsschreibung, ein von Lippo Memmi geschaffenes Gemälde, das sich zu jener Zeit noch auf dem Hauptaltar der ehemaligen Klosterkirche der Vallombrosaner S. Paolo a Ripa D’Arno in Pisa befand. Er schreibt: "und (malte) außerdem ein Gemälde in Tempera, welches heutigen Tages auf dem Hauptaltare steht, und worin eine Mutter Gottes, Petrus, Paulus, Johannes der Täufer und andere Heilige dargestellt sind. Auf dies Bild setzte Lippo Memmi seinen Namen ...". Zu den heute noch erhaltenen Fragmenten dieses ehemals aus mehreren Tafeln sich zusammensetzendes Gemäldes (Polyptychon) zählt Johannes der Täufer, der auf der rechten Seite neben dem verlorenen Mittelbild einer Madonna mit Kind angeordnet war. Johannes zeichnet sich durch seinen asketischen Körper, sein wildgelocktes Haar und ein Fellkleid als Bußprediger aus. Der purpurne Mantel über den Schultern verweist auf sein durch Enthauptung erlittenes Martyrium. Ungewöhnlich für die Darstellung des Johannes ist seine Position auf einem Faltstuhlmit Löwendekor an Armlehnen und Beinen - ein Mobiliar, das im Mittelalter nur für hohe weltliche und geistliche Würdenträger vorgesehen war. Auch die drei anderen erhaltenen Fragmente zeigen jeweils einen Heiligen auf einem Löwenstuhl trohnend. Es Handelt sich um den Heiligen Andreas (Pisa, Museum), den Heiligen Paulus und den Heiligen Petrus (beide Sammlung Chiaramonte Bordonaro, Palermo).