Die wohl zum Bestand der ehemaligen Städtischen Altertumssammlung gehörende Stichsense gelangte nach 1945 in die Waffensammlung "Schwarzburger Zeughaus". Das ursprüngliche Sensenblatt wurde vom Besitzer als Waffe umfunktioniert und zusätzlich mit einem Haken versehen. Der angebrachte schwarz-rot-goldene Wollring weist es als eine bäuerliche Waffe im Zusammenhang mit den Ereignissen der bürgerlich-demokratischen Revolution von 1848/49 aus. Im März 1848 kam es auch in der Residenzstadt Rudolstadt zum Ausbruch der Revolution. Eine bewaffnete Volksmenge forderte bürgerliche Freiheiten ein und bekam diese zunächst auch vom Fürsten Friedrich Günther (1793-1867) gewährt. Das kraftvollste Potential der Aufstandsbewegung befand sich in den völlig verarmten Waldortschaften der Amtsbezirke Oberweißbach und Königsee. Hier artikulierte sich am nachdrücklichsten die angestaute Aggression, so dass sich die Bewohner mit provisorisch angefertigten Waffen aus einfachsten Erntegeräten ausrüsteten und nach Rudolstadt zogen, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. [Jens Henkel]