Fragmentarisch erhielt sich dieser erste Band der als Chorbücher gedruckten Sammlung religiöser Werke von Orlando di Lasso (um 1532-1594). 1563 stand er der bayerischen Hofkapelle in München vor und war neben Giovanni Pierluigi da Palestrina (um 1525-1594) der bedeutendste Komponist des 16. Jahrhunderts. Das in der Schlossbibliothek erhaltene Werk entstand auf Kosten des Herzogs Wilhelm von Bayern-Landshut und konnte prächtig mit Holzschnittinitialen eines unbekannten Künstlers ausgestattet werden, die Motive aus dem Alten und Neuen Testament zeigen. Orlando di Lasso gehörte zu den populären Komponisten, deren Figuralwerke in größerer Besetzung anlässlich des Reformationsjubiläums und der daraufhin erlassenen Instruktion 1617 in Kirchen der Grafschaft Schwarzburg-Rudolstadt gesungen werden sollten. International lassen sich 22 Exemplare dieser Ausgabe nachweisen, für Ostdeutschland ist das vorliegende Exemplar aus der Schlossbibliothek der Heidecksburg der bisher einzige Standortnachweis. Über die Art der Erwerbung und mögliche Vorbesitzer konnten noch keine Erkenntnisse gewonnen werden. [Jens Henkel]
Ganzlederband auf neun Bünden mit Streicheisenlinien in Blindprägung und vergoldeten Zierstücken, [362] von ursprünglich 392 Seiten, aufgeschlagen: S. 67/68