Aus der Zeit vor 1770 gibt es kaum Nachweise für die Herstellung von vollständigem Tafelgeschirr aus Thüringer Manufakturen. Neben Serviceteilen aus Closter Veilsdorf zählt das Hoftafelservice der Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt aus Volkstedt zu den frühesten gefertigten Speiseservice in Thüringen. Die Benutzung von Volkstedter Porzellan am Rudolstädter Hof wird erstmals am 5. Mai 1769, dem 62. Geburtstag der Prinzessin Magdalena Sybilla von Schwarzburg-Rudolstadt (1707-1795), erwähnt. Dieses Speiseservice mit Palmbaumdekor besteht aus Modellen mit dem sogenannten Relief "Alt-Brandenstein", die wohl um 1766 im Auftrag des Fürsten Johann Friedrich von Schwarzburg-Rudolstadt (1721-1767) speziell für den Rudolstädter Hof als Kopie der Meissner Alt-Brandenstein-Modelle Verwendung fanden. Der Servicezusammenhang wird neben dem Relief durch ein außergewöhnliches Dekor auf allen Einzelteilen - dem Palmbaum, vermutlich ein individueller Wunsch des Auftraggebers, deutlich. Im Inventar der Volkstedter Manufaktur vom 11. Juni 1767 wird ein "Teller mit Palmbaum 12 Groschen" erwähnt und kann als Rest eines ausgeführten Auftrages angesehen werden. An allen Teilen finden sich gefächerte Palmbäume auf einem Felsen mit keilartiger Rokokoumrahmung, staffiert in Kupfergrün, Grau und Gelb. Jeweils rechts und links des Baumes, im Hintergrund, Uferansichten und Segelboote; das linke Segel in Violett, das rechte in Rot gestaltet. Streublumen, in polychromer Malerei mit viel Blattgrün auf den Flächen verteilt und in den Reserven des Reliefdekors symmetrisch angeordnet, zieren die Porzellane. Warum der Auftraggeber dieses Motiv wählte, das in erster Linie mit der "Fruchtbringenden Gesellschaft" in Verbindung gebracht wird, ist noch unklar. [Jeanette Lauterbach]
Provenienz: Ankauf 2000; gekreuzte Gabelmarke, blau unter der Glasur