Luca d’Egidio di Ventura Signorelli, geboren und gestorben in Cortona, gilt als Haupt der umbro-florentinischen Schule des späten Quattrocento. Seinen Ruhm verdankt der Südtoskaner vor allem den Fresken in der Capella Nuova im Dom von Orvieto (1499 - 1503) mit den dramatischen Schilderungen des Weltenendes. Das Lindenau-Museum besitzt, neben vier kleinen Heiligenbildern aus der Werkstatt Signorellis, fünf Darstellungen aus der Passion Christi. Die Tafeln gehören zu einer Predella und verweisen auf das Spätwerk des Künstlers. Bei ihrer Ausführung wird die Mitwirkung eines seiner Schüler - Girolamo Genga - vermutet. Zumindest die Vorzeichnungen jedoch stammen von Signorelli. Infrarotaufnahmen lassen die außerordentlich klare und kraftvolle Handschrift des Meisters sichtbar machen. Die umbrisch-toskanische Landschaft in souverän umgesetzter Perspektive bildet den Hintergrund der Szenen. Sorgfalt und Genauigkeit der Ausführung aller Figuren lassen erahnen, mit welcher Intensität der Künstler das anatomische Studium betrieben hat. Die Vollkommenheit, die er darin erreichte, und die Dramatik seiner Bilderfindungen bereiten das Werk Michelangelos vor.