Im früh - bis spätmittelalterlichen östlichen Europa war Schmuck reine Frauensache. Männer bekamen, abgesehen von einigen wenigen Fingerringen, keinen Schmuck mit ins Grab. Jedoch waren auch mehr als die Hälfte aller Frauengräber in der Regel schmucklos, selbst in reich ausgestatten frühmittelalterlichen Nekropolen. Silberschmuck findet sich häufig in Schatzfunden des 10. und 11. Jahrhunderts. Hier häufig im Gebrauch als "Hacksilber" nur noch in mehr oder weniger stark fragmentierter Form. Die Formen des Schmucks, insbesondere von Schleifen - und Ohrringen knüpfen an byzantinische Formen an. Mehr als 95% der Ohrringe bestehen aus Silber. Im Gebiet zwischen der Slowakei bis nach Thüringen gehören Ohrringe regelhaft zur Grabausstattung, während sich zwischen Weichsel und Elbe ausschließlich Schatzfunde finden. Tatsächlich handelt es sich bei dem Kopfschmuck wie z.B. dem hier abgebildeten Stück aus einem Grab bei Espenfeld, Ilmkreis, nicht um Ohrringe, sondern um Schmuckstücke, die an Bändern um den Kopf oder in den Haaren getragen wurden. Sie sind auf sozial herausgehobene Frauen beschränkt und haben ihre Vorbilder in der byzantinischen Kunst. Die meisten dieser Ohrringe sind Einzelanfertigungen, da lediglich einzelne Teile gegossen wurden. Zahlreiche Details, insbesondere die Filligranverzierungen mussten einzeln angebracht werden. Diese Fülle von Variationen ist selten in Typen zu fassen.
In der Regel werden beim slawischen Ohrschmuck silberne Hohlkugeln auf Draht gesteckt und reich mit Granulationen in mehreren Schlingen vernietet.
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