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Thüringer Landesmuseum Heidecksburg Gemäldesammlung

Gemäldesammlung

Über die Sammlung

Im Jahre 1794 beschrieb F. Kämmerer in dem von Wieland herausgegebenen "Teutschen Merkur" (Bd. 1, Weimar 1794, S. 287ff) erstmals die Gemäldesammlung des Schlosses Heidecksburg. Von der Qualität der Bilder beeindruckt stellte er fest: "Der Werth einer Gemäldesammlung ist wohl nicht nach der Menge der Stücke, sondern nach der Güte derselben zu schätzen. Eine kleine Sammlung von guten Kunstwerken ist besser, als eine große Anzahl unbeträchtlicher Sachen ... . Einige seltene Originalgemälde in gegenwärtiger Sammlung (der Heidecksburg), die ich so oft mit Vergnügen betrachtet habe veranlassen mich auch jetzt, meine Gedanken darüber aufzusetzen." Der Gelehrte hatte Werke von Johann Alexander Thiele, Johann Christian Fiedler, Rosa di Tivoli, August Querfurt, Friedrich Rauscher, Guido Reni, Jean George Hamilton, Philipp Wouwermann, Heinrich Roos, Christian Wilhelm Ernst Dietrich und Adriaen van Ostade im Obergeschoss des Westflügels besichtigt. Die über den zeremoniellen Räumen gelegene Etage war von Ludwig Günther II. von Schwarzburg-Rudolstadt (1708-1790) nach 1778 für die Obere Hofbibliothek umgebaut worden. Neben der Ausstattung der Bibliotheksräume mit Gemälden ließ er zusätzlich ein Bilderkabinett einrichten. Während im sogenannten "Blauen Zimmer" 20 Bilder hingen, waren "im Zimmer vor der Bibliothek" 43 Gemälde "... größtentheils niederländischer ..., aber auch einige von italienischen und teutschen Künstlern" zu sehen. Kämmerer, der für das Fürstenhaus auch ein Verzeichnis der Sammlung anlegte, hob hervor, dass man den Geschmack der Zeit entsprechend, die besten Gemälde aus den unterschiedlichsten Räumen des Schlosses in der oberen Etage des Westflügels zusammengeführt hat. Hier dienten die Bilder zur Zierde und "jedermann" konnte sie betrachten. Die Räumlichkeiten waren also zum Zwecke der Repräsentation von "Kunst" eingerichtet worden. Sie waren nicht nur dem Fürsten und seinen Gästen vorbehalten, sondern auch für die Öffentlichkeit bestimmt. Mit der Hängung der Gemälde wurde ein Organisationsprinzip eingeführt, das vom ursprünglichen architektonischen Plan unabhängig war. Es sollte ästhetisches Vergnügen und moralische Erbauung bieten. Ansatzweise waren damit die Voraussetzungen einer ersten musealen Ausstellung im Schloss Heidecksburg erfüllt. Doch nur wenige Jahrzehnte später, im Jahre 1799, wurden diese Räume durch Fürst Ludwig Friedrich II. (1767-1807) wieder umgestaltet. Einen Teil der Etage benötigte er für seinen Sohn, den Erbprinzen Friedrich Günther (1793-1867). Während die Bibliothek ausgelagert wurde, gelangten die meisten Gemälde in die Gemächer des Südflügels. Obwohl eine großzügige Galeriehängung in diesen Räumen nicht mehr möglich war, erweiterte Ludwig Friedrich II. die Sammlung durch Ankäufe. Der seit 1793 regierende Landesherr besaß ein großes Interesse für die schönen Künste, pflegte freundschaftlichen Umgang mit Gelehrten und Künstlern und leitete wichtige Reformen im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt ein. Gemeinsam mit seiner Gemahlin Caroline Louise , geb. Prinzessin von Hessen-Homburg (1771-1854), bereiste er 1803 Italien und hielt sich längere Zeit in Rom auf. In der Stadt traf das Paar mit Caroline und Wilhelm von Humboldt, Carl Ludwig Fernow sowie mit vielen deutschen Künstlern zusammen. Mehrere Gemälde aber auch Gipsabgüsse antiker Plastiken sind von dem Fürstenpaar für die Kunstsammlung der Heidecksburg erworben worden. Bereits drei Jahre zuvor, im Jahre 1800, hatte Ludwig Friedrich II. aus dem Nachlass seines Schwagers, Landgraf Ernst von Hessen-Philippsthal, Bilder angekauft. In diesen Jahren entstand auch ein handschriftlicher Katalog zu der bestehenden Sammlung, der Auskunft über den Gemäldebestand dieser Zeit gibt. Ergänzend dazu erarbeitete der Hofmaler Franz Kotta (1758-1821) einige Jahre später ein weiteres Gemäldeverzeichnis. Darin versuchte er nach stilkritischen Gesichtspunkten, unbezeichnete Gemälde Künstlern zuzuschreiben. Im Jahre 1857 konnte eine größere Öffentlichkeit von der Rudolstädter Gemäldesammlung Notiz nehmen. Unter dem Titel "Die Bildersammlung in Rudolstadt" erschien in der Berliner Nicolaischen Buchhandlung ein von Gustav Parthey verfasster Katalog. In ihm war jedes beschrieben und nach unterschiedlichen Genres geordnet. Von der Sammlung auf der Heidecksburg beeindruckt, "... dass die Gemälde recht bald in einem hellen und geräumigen Lokale des Schlosses zusammengestellt und den kunstliebenden Besuchern zugänglich gemacht werden." Allerdings gab es seitens des Fürstenhauses in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts keinerlei Bestrebungen, ein solches Vorhaben umzusetzen. Schließlich besaß das von Oskar Vater 1899 erstellte vierbändige Bestandsverzeichnis sämtlicher Gemälde, die sich in Schwarzburg-Rudolstädter und Schwarzburg-Sondershäuser Besitz befanden, nur noch den Charakter eines internen Inventars. Mit der Abdankung des Fürsten Günther Viktor von Schwarzburg-Rudolstadt und Sondershausen (1852-1925) im Jahre 1918 wurde die "Fürst-Günther-Stiftung" in das Leben gerufen. Ein Teil der Bilder wurde nun zur Ausstattung der museal genutzten Räume in der Heidecksburg genutzt, der andere Teil im Magazin untergebracht. Erst im Jahre 1948 ist im zweiten Obergeschoss des Südflügels eine Gemäldegalerie eingerichtet worden. Wegen schlechter konservatorischer Bedingungen musste diese 1992 geschlossen werden. Nach der denkmalpflegerischen Instandsetzung der gesamten oberen Etage konnte im Jahre 2000 die neu gestaltete Gemäldegalerie wiedereröffnet werden. Parallel dazu wurden mit dem Bau eines modernen Gemäldemagazins jene Bedingungen geschaffen, welche die nicht ausgestellten Bilder nunmehr dauerhaft sichern. Das Thüringer Landesmuseum Heidecksburg verfügt heute über einen Gesamtbestand von ca. 1 000 Gemälden. Durch gezielte Ankäufe wird die bestehende Sammlung des 16. - bis 20. Jahrhunderts ergänzt. Mit der Ausstellungsreihe "Künstler in Thüringen" ergab sich ein zusätzlicher Schwerpunkt der Sammlungstätigkeit. [Lutz Unbehaun]

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