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Thüringer Landesmuseum Heidecksburg Plastiksammlung

Plastiksammlung

Über die Sammlung

Ausgehend von den Kunst- und Wunderkammern entstanden im 18. Jahrhundert die ersten Plastiksammlungen. Im Residenzschloss der Grafen von Schwarzburg-Rudolstadt wurde bereits vor 1733 das Raritätenkabinett aufgelöst und die Kunstgegenstände fanden in den Privaträumen oder in speziellen Sammlungskabinetten Aufstellung. Jedoch ein separates für Plastiken befand sich bisher nachweisbar nicht darunter. Einzelne Statuen, größtenteils aus Gips, standen vorwiegend in den privaten Gemächern. So werden beispielsweise in Nachlassinventaren der Fürstin Anna Sophie (1670-1728) aus dem Jahre 1729 in einem aus Alabaster gefertigtem Schrank verschiedene, nicht genau beschriebene Statuen sowie einzelne "Köpfe von weissen Gips" erwähnt. Ähnliches lässt sich für ihren Gemahl Ludwig Friedrich I. (1667-1718) nachweisen. Den Stellenwert einzelner Plastiken belegt zudem ein Inventarvermerk aus dem Jahre 1733. Zu jener Zeit waren in einer Kammer auf dem Boden "6 kleine Statuen von Gipps" abgestellt. Die Aufstellung von Plastiken erfolgte demzufolge nach den ästhetischen und für die Ausstattung der Räume inhaltlich akzeptablen Ansprüchen der jeweiligen fürstlichen Familienmitglieder. Lediglich 21 Jahre bestanden die von Ludwig Günther II. eingerichteten Kabinette - von 1778 bis 1799. Doch die Sammelleidenschaft für Kunstwerke, insbesondere für antike Abgüsse, war auf seinen Enkelsohn Ludwig Friedrich II. (1767-1807) übergegangen. Beide standen zu jener Zeit mit den für Thüringen wichtigsten Kunsthandlungen von Martin Gottlieb Klauer (1742-1801) in Weimar und Carl Christian Heinrich Rost (1742-1798) in Leipzig in Kontakt. Ebenso schickten sie ihre Hofkünstler zum Studium an andere Residenzen oder beauftragten sie mit dem Ankauf von Kunstwerken. So vermittelte Johann Friedrich Franz Kotta (1758-1821), der mit Künstlern der thüringischen Höfe in Weimar, Gotha und Meiningen in Verbindung stand, den Ankauf von Abgüssen nach der Antike sowie von Büsten zeitgenössischer Persönlichkeiten. Doch auch Ludwig Friedrich II. legte keine ausnahmslos Plastiken enthaltene Sammlung an. Genauso wie sein Großvater integrierte er sie in die Gemäldesammlung, Wohnräume und Gärten. Anregungen boten die Höfe von Anhalt-Dessau und Hessen-Homburg. Darüber hinaus stellte Ludwig Friedrich II., dem Bildungsideal seiner Zeit verpflichtend, der 1795 gegründeten öffentlichen Zeichenschule Statuen und Büsten für Unterweisungen zur Verfügung. Eine Sichtung und Inventarisierung des Bestandes begann erst 1963. Zudem wurde die Sammlungspolitik anders akzentuiert, so dass ab Anfang der 60er Jahre verstärkt Ankäufe von Arbeiten zeitgenössischer Künstler erfolgten. Eine Rückbesinnung führte 1992 im Zuge der Neueinrichtung der Schlossbibliothek zur Restaurierung und Aufstellung einiger um 1800 angekaufter Porträtbüsten an ihren ursprünglichen Standort. Zehn Jahre später kam es im Vorfeld der Ausstellung "Die klassizistische Bildhauerkunst in Thüringen" zur Restaurierung von Plastiken jener Epoche. Seitdem werden sie wieder in ihrem historisch verbürgten Umfeld in den Wohn- und Festsälen sowie im Treppenhaus präsentiert. [Doreen Winker]

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