Die Vorläufer der Schützengilden (heute: Schützengesellschaften bzw. -vereine) und ihrer jahrhundertelang ausgetragenen Schießwettkämpfe sind vermutlich in den vor- und frühgeschichtlichen Bräuchen der sog. Gildschaften, Nachbarschaften oder Huden zu suchen. Die Mitglieder waren verwandtschaftlich oder rituell miteinander verbunden. Nach Jahrhunderten des Verbots und der Verdrängung durch die christliche Obrigkeit übernahmen Schützengilden ab dem 12. Jahrhundert ordnungs- und militärpolitische Funktionen in den Städten. Sie formierten sich nach dem Vorbild städtischer Handwerkerzünfte. Die Schützengilden besaßen eigene Fahnen, Kirchengeräte, Laden, Pokale, Gerätschaften für Beerdigungen und ein besonderes Kleinod - die sogenannte Königskette. Das Privileg, sie bei festlichen Anlässen anlegen zu dürfen, genoß einzig der Schützenkönig, also derjenige, der beim jährlichen Königsschießen den Schützenvogel abschoß oder mit dem Königsschuß auf die Scheibe als Sieger hervorging. Er genoß umfangreiche Vergünstigungen. Der Dreißigjährige Krieg führte zum allmählichen Niedergang des deutschen Schützenwesens. Um 1650 kam es jedoch überall zu Neubelebungen, so auch 1654 im Amt Mühlberg. Die Gemeinschaften konzentrierten sich seitdem immer mehr auf die Ausrichtung von Volksfesten. Die Nationalbewegung des 19. Jahrhunderts verhalf dem Schützenwesen zu neuen - wenn auch aus heutiger Sicht fragwürdigen - Aufgaben. Auf Initiative Herzogs Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha wurde 1861 der Deutsche Schützenbund gegründet. Seine Mitglieder begannen sich als "lebendige Zentren" für das erstrebte geeinte und starke deutsche Reich zu verstehen. Das "Dritte Reich" bescherte dem Deutschen Schützenbund schließlich Umbenennung und Zwangsauflösung. Die letzte Ergänzung der prachtvollen Mühlberger Königskette datiert aus dem Jahr 1938.
de