Der Begriff »Moghul« bezeichnet in der Regel jene nordindische Dynastie, die im 16. und 17. Jahrhundert die führende Macht Indiens war. Die Herrscherkaste dieser Dynastie stammte aus den mongolischen Nachfolgereichen, den Khanaten, die sich nach dem Zerbrechen des mongolischen Zentralstaates in Zentralasien etabliert hatten. Allerdings gab es bald Heiraten mit iranischen, arabischen und afghanischen Eliten, so dass das typische mongolische Aussehen bei den Moghuls in Indien nicht mehr zu finden war. Im 18. Jahrhundert, als die Macht der Moghuls längst vergangen war, konstruierten die Engländer in Indien eine ethnische Einheit mit dem Namen »Mughals«. Darunter verstanden sie eine hochgewachsene, hellhäutige Rasse (besonders die Frauen waren fast weiß), mit ebenen Gesichtszügen und edlem Charakter. Wie man leicht sehen kann, wurden hier die ersten Fundamente einer rassistischen Ideologie gelegt, in dem man Noblesse mit der Helligkeit der Haut und europäischen Gesichtszügen in Verbindung brachte. Unser Bild zeigt einen bärtigen Muslim in einer Phantasieuniform. Auf dem Kopf trägt er einen eigenartigen Hut, unter dem blauen Mantel eine gestreifte, orange Hose. Der Mantel wird von einem aufwendig gestickten Band zusammen gehalten, an dem auch ein Krummsäbel hängt. (Werner Kraus)
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