Im 16. Jahrhundert erreichte die Herstellung von Kastenmöbeln eine große Blütezeit. Sie dienten der Aufbewahrung von Kleidung, persönlichen Gegenständen, Geschirr und Hausgerät. Großer Wert wurde auf die Verzierung dieser Möbel gelegt, die sich immer mehr am italienischen Vorbild orientierte. Deren renaissancehafte Gliederung und Formen waren vor allem durch Druckgraphiken und theoretische Schriften vermittelt worden. So entstanden in technischer als auch künstlerischer Vollendung Schränke und Truhen, die die unterschiedlichsten Arten der Holzbearbeitung aufweisen. Ausgestattet mit Schnitzereien, kostbaren Furnieren und Intarsienarbeiten kündeten diese Möbel in einem Wohnbereich vom Anspruchsdenken des jeweiligen Auftraggebers. Die Truhe der Margarethe von Buttlar wurde wohl anlässlich ihres Eintritts in das Stift Kaufungen in der Gegend um Kassel gefertigt. Über einem hohen Sockel, dessen Seiten- und Mittelteil vorkragen, rahmen kannelierte Säulchen vier Blendarkaden sowie ein mittleres Feld. In diesem wird eine stilisierte Pflanzendarstellung in Intarsienarbeit von einer aufgeblendeten Tabernakelarchitektur überfangen. In den farbig gefassten Bogenfeldern sind die aufwendig geschnitzten Wappen der hessischen Geschlechter von Buttlar, Boineburg, Kreudel und Elben angeordnet. Auf dem darüber liegenden Architrav ist der Namenszug der Besitzerin zu lesen. Die aufwendig gestaltete Fassade mit ihrem architektonischen Aufbau zeigt die sichere Beherrschung der aus Italien stammenden Formen. [Lutz Unbehaun]
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