museum-digitalthüringen
STRG + Y
de
Alte Synagoge Erfurt Der Erfurter Schatz [3092/98; 3091/98; 5100/98; 5097/98; 5098]
Doppelkopf (Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens / Brigitte Stefan (CC BY-NC-SA)
1 / 3 Vorheriges<- Nächstes->

Doppelgefäß (Doppelkopf)

Kontakt Zitieren Datenblatt (PDF) Entfernung berechnen Archivversionen Zum Vergleich vormerken Graphenansicht

Beschreibung

Das silberne Doppelgefäß besteht aus zwei nahezu formgleichen und gleichgroßen bauchigen Gefäßen, die so ineinander gesteckt werden können, dass ein Gefäß den Deckel für das andere bildet. Der Gefäßbauch geht jeweils in einen zylindrischen Rand über. Bauch und Rand werden optisch durch ein aufgelegtes vergoldetes Profilband mit Perlstabornamentik getrennt. Unterhalb dieses Bandes sitzt jeweils ein trapezförmig geschwungener, ebenfalls vergoldeter Griff, der sich nach außen verbreitert und ebenfalls mit einem Profilband in Perlstabornamentik verziert ist. Beim Zusammenstecken beider Gefäße bilden die Griffe einen gemeinsamen Henkel. Die angesetzten, nach unten ausgestellten Füße sind am unteren Rand ebenfalls mit einem vergoldeten Profilband mit Perlstabornamentik verziert. Die Unterseite der Gefäßfüße ist zudem vergoldet und jeweils mit einem Emailmedaillon mit vergoldetem Rand versehen. Auch im Inneren der beiden Gefäße findet sich je ein Emailmedaillon dieser Art. Sie zeigen die fein gravierten Darstellungen zweier Tierfabeln unter farbigem, transluzidem Email. In je zwei Bildern wird außen unter den Standflachen die Fabel "Von einem Raben und einem Fuchs" sowie im Inneren am Boden "Ein Fuchs und ein Adler" dargestellt.
Alle Darstellungen sind in das Rund des Medaillons eingepasst und ähnlich aufgebaut: Den Vordergrund bilden grün emaillierte Erdschollen, aus denen je ein Baum wachst. Die Baumkronen waren wie die Grasflächen des Bodens grün emailliert, der Stamm in einem hellen Braun. Ähnlich wurde auch das Fell der Füchse gestaltet, während die Vögel wohl eine nachtblaue Farbe hatten. Der Hintergrund ist auf allen Bildern mit floralem Rankenwerk gefüllt und war ehemals wohl hellblau überschmolzen. Einzelne Elemente sind nicht emailliert, sondern im Kontrast zum durchsichtigen Email vergoldet.

"Von einem Raben und einem Fuchs": Das erste Bild zeigt den Fuchs, der vor dem Baum sitzt und zu dem Raben hinaufblickt. Dieser halt einen goldenen Käselaib im Schnabel. Auf dem zweiten Bild läuft der Fuchs mit dem Käse im Maul davon, der Rabe sieht ihm mit hinuntergebogenem Hals hinterher.
"Ein Fuchs und ein Adler": Auch auf den Darstellungen der zweiten Fabel sind jeweils ein Fuchs und ein Vogel die Protagonisten, ergänzt durch junge Fuchse. Der Vogel wird ähnlich wie auf den Bildern der ersten Fabel dargestellt und gleicht damit einem Raben, obwohl nach der Fabel ein Adler gemeint ist. Auf dem ersten Bild trägt der Adler ein Fuchsjunges davon, aus dem Bau schauen zwei weitere junge Fuchse. Das zweite Bild zeigt den Adler mit dem geraubten Jungen auf dem Baum. Darunter ist der Fuchs zu sehen, der mit einem goldenen Blasebalg ein loderndes Feuer schürt. Die Flammen sind in rotem, opakem Email und vergoldetem Silber dargestellt.
Erhaltungszustand unteres Gefäß: relativ intakt, Wandung stark deformiert und teilweise gebrochen, Fuß deformiert und teilweise gebrochen, Henkel deformiert und gebrochen, Fehlstelle an Fuß und Henkel, Email fragmentarisch und teilweise verfärbt, Medaillons waren bei Auffindung abgelöst. oberes Gefäß: relativ intakt, Wandung stark deformiert und teilweise gebrochen, Fuß leicht deformiert und gebrochen, Henkel deformiert und gebrochen, Fehlstelle an Wandung und Henkel, Email fragmentarisch und teilweise verfärbt, Henkel und Medaillons waren bei Auffindung abgelöst. [Stürzebecher, M. 2010: Die mittelalterliche jüdische Kultur in Erfurt. Bd. 1, S. 216. Weimar.]

Doppelkopfbecher kommen nur im deutschsprachigen Raum, insbesondere in Süddeutschland, vor. Sie tauchen im 13. Jahrhundert auf und blieben über vierhundert Jahre in ihrer Kernform gleich. Angehörige aller Stände, vom Kaiser bis zum Bürger, haben sie zu Feierlichkeiten oder ausgelassenen Festen verwendet. Brautpaare und deren Gäste tranken aus dem Doppelkopf. Den Hintergrund für ihre Verwendung bildet die uralte Sitte des Minnetrinkens. Dabei wurde an bestimmten Feiertagen zu Ehren des jeweiligen Heiligen geweihter Wein zum Trinken gereicht. Dieser Trank konnte dementsprechend wundertätig wirken: Männer stärken, Frauen verschönern, Krankheiten heilen, vor allem aber vor Zauberei und Gift schützen. (Quelle: Kunsthistorisches Museum Wien)

Material/Technik

Silber, teilvergoldet, Email (transluzid)

Maße

in mm: H. 55,0; Dm. Rand 71,0 u. 73,0; Dm. Bauch ca. 90,0; St. 0,3-1,0; Dm. Fuß ca. 66,0; Dm. Scheiben ca. 48,0; B. Henkel 22,0-35,0; L. Henkel 30,0

Literatur

  • Ostritz, S.; K. Sczech; M. Stürzebecher et al. (2010): Die mittelalterliche jüdische Kultur in Erfurt - Band 1 Der Schatzfund Archäologie - Kunstgeschichte - Siedlungsgeschichte. Weimar
Gefunden Gefunden
1998
Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie
Erfurt
Wurde genutzt Wurde genutzt
1325
1324 2000
Alte Synagoge Erfurt

Objekt aus: Alte Synagoge Erfurt

Die Alte Synagoge ist die älteste bis zum Dach erhaltene Synagoge Mitteleuropas. Ihre ältesten Mauerteile reichen in das 11. Jahrhundert zurück. 1349...

Das Museum kontaktieren

[Stand der Information: ]

Hinweise zur Nutzung und zum Zitieren

Die Text-Informationen dieser Seite sind für die nicht-kommerzielle Nutzung bei Angabe der Quelle frei verfügbar (Creative Commons Lizenz 3.0, by-nc-sa) Als Quellenangabe nennen Sie bitte neben der Internet-Adresse unbedingt auch den Namen des Museums und den Namen der Textautorin bzw. des Textautors, soweit diese ausdrücklich angegeben sind. Die Rechte für die Abbildungen des Objektes werden unterhalb der großen Ansichten (die über ein Anklicken der kleineren Ansichten erreichbar werden) angezeigt. Sofern dort nichts anderes angegeben ist, gilt für die Nutzung das gerade Gesagte. Auch bei der Verwendung der Bild-Informationen sind unbedingt der Name des Museums und der Name des Fotografen bzw. der Fotografin zu nennen.
Jede Form der kommerziellen Nutzung von Text- oder Bildinformationen bedarf der Rücksprache mit dem Museum.